Der Faden der Ariadne (Ariadne's thread)

print installation
presented e.g. as personal exhibition at Atelier Galerie 21 Cologne: opening on 6 February 2015, opening speech by Olaf Clasen,
interplay by Nicolas Simion (saxophone) and Dana Fabini (literature-performance)

Dr. Donatella Chiancone-Schneider: Dana Fabinis Geheimnis
(Auszüge aus dem Text zur Ausstellung)

Die Bewegung vom Bild zum Wort ist wechselseitig und leitet einen fruchtbaren Austausch ein. So lässt sich die Geschichte von Fabinis Kunst auch als eine kontinuierliche Verlagerung ihres Schwerpunktes in die eine oder andere Richtung beschreiben. Die konzeptuelle Künstlerin selbst versteht ihre eigene Entwicklung als eine Abwechslung zwischen Phasen, die durch die Schrift oder die Zeichnung dominiert werden, wobei sie eine zunehmende Integration von beiden Elementen feststellt. (...)

Rumänisch stellt als Muttersprache die Verbindung von Dana Fabini mit ihrer Heimat dar, weniger als nostalgischer Rückgriff denn als Möglichkeit eines Rückzugs in eine privatere Dimension. Deutsch ist die anfangs zwar unverstandene, aber beruhigende Fremdsprache (...), deren mühsames, selbständiges Erlernen als bewusster Übergang in eine neue Existenz erlebt wird. So wie Farben, Papier und Leinwand werden auch die unbekannten Laute, die für das Ohr zunächst wie eine formlose Masse klingen, in die Hand genommen und wie ein künstlerisches Material verarbeitet, bis auch der Umgang mit dem Deutschen geläufig ist und jede Sprache für einen bestimmten künstlerischen Ausdruck gereift ist.

Dana Fabini setzt sowohl klassische, manuelle Techniken als auch digitale Arbeitsweisen ein: Neben traditionell bemalten Blättern und in Handarbeit aneinander genähten Seiten stehen maschinengeschriebene Texte und digital verfremdete Bilder, die in einem weiteren Schritt durchaus der jeweils anderen Technik unterzogen werden können. Entscheidend ist nämlich nicht die Methode an sich, sondern die kreative Auseinandersetzung mit dem Ausgangsmaterial und dessen Transformation. (...) Themen wie Weiblichkeit und Sinnlichkeit, Schmerz und Befreiung ziehen sich durch Ihr Werk auf subtile Weise, durch Andeutungen, Querverweise und Auslassungen werden sie eher verborgen als offenbart. Die Grenzen zwischen erlebten Ereignissen und geträumten Inhalten verwischen, alles verschmilzt in einem allumfassenden Geisteszustand und mündet in eine neue künstlerische Dimension, die in ihrer Poesie mal spielerisch-satirisch, mal philosophisch oder mystisch wirken kann.

Das Gefühl der Selbstauflösung im Unbestimmten, das andere Menschen verunsichern könnte, ist für die Künstlerin Grund zur unbeschreiblichen Freude, ein Labyrinth ist für sie in diesem Sinne kein Gefängnis, sondern zeigt selbstverständlich den Weg aus einer Krise auf. Wie im Rausch verliert sie sich im Zuge der Inspiration in einem Raum außerhalb der Erfahrung, die man mit vertrauten Worten oder fassbaren Bildern wiedergeben kann. Ob sich die Künstlerin dabei tatsächlich im Traumzustand befindet oder nur wie im Traum fühlt, ist zweitrangig. Jedes Zeichen, ob Buchstabe oder Pinselzug, wird Mittler zu einer übergreifenden Realität und ist gleichzeitig Werkzeug einer erneuten Erdung. (...)

Bei aller Individualität bleibt dennoch ihre Kunst offen und einladend für den Betrachter, in dessen Kopf durch die Erzählungen Fabinis eigene Bilder entstehen oder durch die Bilder persönliche Assoziationen hervorgerufen werden. Zwischen den Gegensätzen ihrer Kunst – Rationales/Irrationales, Bewusstes/Unbewusstes – ist genug Spielraum, um das Menschliche in ihr und in sich selbst zu finden. Und doch bei aller Öffnung bewahren Dana Fabinis Arbeiten stets etwas Geheimnisvolles, da sie nicht zu viel verraten und das, was sie entziffert haben, auch wieder verschlüsseln. Die Grenzen zwischen Leben und Fiktion sind fließend und das Werk bleibt trotz seiner Materialität da, wo es hingehört: im unfassbaren Reich der Kunst.